Bücher

Nicht nur was für Büchernarren

Die schönsten deutschen Buchhallen

Das sind die schönsten Bibliotheken in Deutschland

Der Bibliothekssaal im Kloster Schussenried. ©kurz-mal-weg.de

Bibliotheken beherbergen zahlreiche literarische Kostbarkeiten. Durch ihre prunkvollen Verzierungen oder dank moderner Architektur rücken die Räumlichkeiten oft selbst in den Vordergrund und lassen nicht nur die Herzen von Bücherfreunden höher schlagen. Zum deutschlandweiten Tag der Bibliotheken am 24. Oktober stellen wir einige der schönsten Buchaufbewahrungsorte in der Bundesrepublik vor.

Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften, Görlitz (Sachsen)

Östlich von Dresden und an der Grenze zu Polen liegt Görlitz. Die Stadt, die dank ihrer über 4.000 Kultur- und Baudenkmale immer wieder gerne als Kulisse großer Kinofilme genutzt wird, besitzt mit der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften die wichtigste Regionalbibliothek zwischen der sächsischen Landeshauptstadt und Breslau in Polen. Heute verfügt sie über 150.000 Bücher, von denen rund 65.000 aus den Jahren vor 1900 stammen. Der älteste Band stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist ein handschriftlicher Kodex des römischen Geschichtsschreibers Sallust – weitere literarische Schätze sind Flugschriften aus der Zeit der Reformation oder Atlanten des Kartografen Gerhard Mercator aus dem Jahr 1571. Das architektonische Highlight ist der Bibliothekssaal, der aufgrund seiner schlichten Eleganz zu den schönsten Bibliotheksräumen des frühen Klassizismus zählt.

Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Weimar (Thüringen)

Rund eine halbe Autostunde östlich von Erfurt entfernt liegt die bekannte Kulturstadt Weimar. Die ansässige Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek verfügt über eine Bücher-Sammlung aus dem 9. bis hin zum 21. Jahrhundert. Rund eine Millionen Medien stehen zur Ausleihe bereit. Gegründet wurde sie 1691 und war von 1797 bis 1832 unter 35-jähriger Leitung durch den berühmten Schriftsteller und Weimarer Bürger Johann Wolfgang von Goethe. Seit 1998 gehört die Bibliothek als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Welterbe. Das wichtigste Werk ist eine Ausgabe der ersten gedruckten Lutherbibel aus dem Jahr 1534. Der prunkvolle Rokoko-Saal bewahrt rund 40.000 Bücher auf und ist das architektonische Herzstück der Bibliothek.

Jesuitenbibliothek Maria Laach, Glees (Rheinland-Pfalz)

Rund 260.000 Bände, wovon rund 9.000 Titel vor dem Jahr 1800 gedruckt wurden, finden sich in der Jesuitenbibliothek Maria Laach in Glees, die rund eine halbe Autostunde entfernt von Koblenz liegt. Da sie zur bestehenden Benediktinerabtei Maria Laach gehört, gilt sie als eine der größten Privatbibliotheken Deutschlands. Besuchern steht sie während einer Führung offen. Architektonisch fallen insbesondere die gusseisernen Treppen- und Brückenkonstruktionen ins Auge, die um 1865 entstanden. Nach Ansicht der Landesdenkmalpflege gehört die Jesuitenbibliothek aufgrund dessen zu den bemerkenswertesten und besterhaltenen Bibliotheksbauten des 19. Jahrhunderts.

Stiftsbibliothek Waldsassen, Waldsassen (Bayern)

Die Stiftsbibliothek Waldsassen, die im Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth und an der Grenze zu Tschechien liegt, gehört zu den wichtigsten kunsthistorischen Bibliotheken Süddeutschlands. Bereits 1433 wurde mit dem Bau begonnen, doch erst zwischen 1724 und 1726 wurde der Bibliothekssaal fertiggestellt. Bis zur Zeit der Säkularisation im 18. / 19. Jahrhundert beherbergte sie rund 19.000 Bücher. Heute stehen hier gut 2.000 theologische Schriften, die sich auf zwei Stockwerke verteilen. Weitere Highlights sind neben geschnitzten, lebensgroßen Holzfiguren des Bildhauers Karl Stilp und dem Deckengemälde von Karl Hofreiter, beide aus dem Jahr 1724, auch die Stuck-Verzierungen, die durch den italienischen Stuckateur Jacopo Appiani zwischen 1724 und 1726 entstanden.

Bibliothekssaal Kloster Wiblingen, Ulm (Baden-Württemberg)

Das ehemalige Benediktinerkloster in Ulm-Wiblingen, gelegen zwischen Stuttgart und München, beherbergt ebenfalls einen prachtvollen Rokoko-Saal aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der zweigeschossige und 23 Meter lange Büchersammelort wurde zwischen 1740 und 1750 von Abt Meinrad in Auftrag gegeben, das Deckenfresko stammt vom Maler Franz Martin Kuen aus dem Jahr 1744. Um ein harmonisches Raum-Bild zu erzeugen, wurden die Buchrücken weiß gestrichen oder mit hellem Papier beklebt. Am Eingang der Bibliothek finden Besucher die Inschrift „alle Schätze der Weisheit und der Wissenschaft“ – ein Hinweis auf die ehemals umfassende Büchersammlung, die aus rund 15.000 Bänden bestand. Im Zuge der Säkularisation, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, wurde der Buchbestand des Klosters unter mehreren Bibliotheken aufgeteilt.

Bibliothek Kloster Schussenried, Bad Schussenried (Baden-Württemberg)

Der prunkvolle Bibliothekssaal gilt als spektakulärster Teil des Klosters Schussenried im oberschwäbischen Landkreis Biberach. Auf zwei Stockwerken präsentieren sich die Bücher, die in Seiten-Schränken aufbewahrt werden, in den unteren Türen der Bücherschränke befanden sich früher ausklappbare Lesepulte. Das Deckenfresko von Franz Georg Herrmann aus dem Jahr 1757, das die Themen Weisheit und Wissenschaft in 14 Bildbereichen darstellt, wie auch die Skulpturen des Bildhauers Fidelis Sporer, die um 1766 vollendet wurden, ziehen die Besucherinnen und Besucher in ihren Bann. Seit 1844 dient die Bibliothek der evangelischen Gemeinde ebenfalls als Kirche. Zu diesem Zweck wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Orgel in die Räumlichkeiten gebaut.

Juristische Bibliothek im Rathaus, München (Bayern)

Wie aus einem Fantasyroman entsprungen, zeigt sich eine der schönsten Bibliotheken Münchens, die Juristische Bibliothek im Rathaus. Von Einheimischen und Besuchern wird sie auch gerne mit Hogwarts, der Zauberschule aus dem Harry-Potter-Universum, verglichen. Neben schmiedeeisernen und vergoldeten Wendeltreppen imponiert die Bibliothek mit einer fast zehn Meter hohen Decke und umlaufenden Balustraden; die Ausstattung ist im Münchner Jugendstil gehalten. 1906 wurden die Räumlichkeiten fertig gestellt, das Deckenfresko des Malers Waldemar Kolmsperger wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, der Rest der Bibliothek konnte dennoch am 2. Januar 1946 wieder in Betrieb genommen werden. Heutzutage umfasst das literarische Angebot mehr als 30.000 Bände. Da dies allerdings die Kapazität des Raumes sprengt, wurde unter dem Rathausdach eine weitere Aufbewahrungsfläche geschaffen.

Stadtbibliothek Stuttgart, Stuttgart (Baden-Württemberg)

Die 2011 eröffnete Stuttgarter Stadtbibliothek fällt hier architektonisch aus der Reihe: Anstelle prunkvoller Verzierungen und historischer Gemälde besticht sie durch kühle, moderne Eleganz. Verantwortlich dafür ist der koreanische Architekt Eun Young Yi, der mit dieser strukturierten pyramidenähnlichen Gestaltung für eine offene und helle Raumatmosphäre sorgt. Über 500.000 Medien können hier entliehen werden, darunter auch Software-Pakete, Bilder und Grafiken. Durch ein installiertes Automatensystem können diese auch außerhalb der Bibliotheks-Öffnungszeiten abgeholt werden.

Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Berlin (Berlin)

In der Bundeshauptstadt befindet sich mit dem 2009 eröffnetem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, das die Zentralbibliothek und den Computer- und Medienservice der Humboldt-Universität vereint, ebenfalls eine Bibliothek der Moderne. Gestaltet wurde der beeindruckende Lesesaal durch den Schweizer Architekten Max Dudler. Der Raum ist treppenförmig gestaltet, erreicht eine Höhe von bis zu 20 Metern und misst in der Länge rund 70 Meter. Insgesamt befinden sich um die 2,5 Millionen Bücher in diesem Bibliothekskomplex, von denen rund zwei Millionen Exemplare ausgeliehen werden können.